Eine Mutter ist wie eine Katze. Sie hat mehrere Leben. Um genauer zu sein zwei: das Leben vor dem
Kind und das Leben danach.
Das davor kommt mir inzwischen wie ein Traum vor, so voller Hoffnungen und Möglichkeiten. Voller
Spaß und Leichtigkeit. Egal was war, irgendwie hat sich alles immer von allein zusammengefügt.
Ich habe nie meine Mutter außerhalb ihren Mutterdasein Leben erlebt. Ich habe selten Fotos von ihr
gesehen von früher, bevor sie Kinder bekommen hatte. Als hätte sie davor nie existiert!
Selten ist sie aus ihrer Haut rausgekommen und in irgendwelchen emotionalen Ausbrüchen verfallen!
Sie war immer gefasst, allwissend, zumindest in meinen Augen als Kind. Liebevoll, jedoch streng. Sie
war eine Mutter halt! Meine.
Seit ich Kinder habe, wird mir doch so einiges klar. Die Realität und das was man sich als junge Frau
ausgemalt hat, sind zwei verschiede Paar Schuhe! Step by step lege ich alle Träume und Erwartungen
von mir ab. Ich lasse los: meine Vergangenheit, meine Sehnsüchte, meine Wünsche… ich lasse sie los,
wie kleine bunte Luftballons, die im Himmel davon schweben und immer kleiner werden. Ich
beobachte mich selbst von außen und lausche an meinen Gedanken. In bestimmte Situationen
erkenne ich die Handlungen meiner Mutter und es leuchtet mir wie eine Glühbirne auf, wieso sie
manchmal so war. Ich kann sie JETZT verstehen. Ich erkenne die zusammenhänge. Ich kann nachfühlen,
wie gefangen sie sich wohl in ihrer Lebenssituation vorgekommen war. So wie wir alle Mütter. Die
Verantwortung die man trägt. Ein dünner goldschimmernder Faden, der dich an der Liebe zu deinem
Kind für immer bindet.
Als Kind bin ich immer zu ihr gerannt und von meinem neuen Traumberuf erzählt: Archäologin,
Architektin, Model, Schauspielerin … Sie hat immer gelächelt, mein Kopf gestreichelt und nichts gesagt.
Ich dachte sie feuert mich innerlich an. Erst jetzt bemerke ich die Wehmut in ihrem Blick. Wovon hat
sie wohl geträumt?
Ich habe inzwischen vieles entrümpelt, tonnenweise alte Fotos und Liebesbriefe weggeschmissen.
Tagebücher vernichtet. Es fühlt sich nicht mehr nach mir. Ist vorbei. Und merke dabei, wie ich meine
eigene Vergangenheit begrabe. Meine Kinder werden auch vieles nicht erfahren, es sei dem ich erzähle
es ihnen! Als wäre die Geburt des Kindes die eigene Wiedergeburt. Neues Leben, neue Möglichkeiten,
neue Chancen. Ein neues Leben beginnt…
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