Isolation
Vor Covid-19…
Eine Sache habe ich sehr schnell gemerkt: Mütter sind sehr einsame Menschen! Und sie haben einen
hohen Gesprächsbedarf!
Mein Nachbar hat mich neulich gefragt, ob wir schon Lagerkoller hätten. Ich meinte zu ihm: Eigentlich
nicht! Diese Isolation ist mein Alltag seit gefühlt 3 Jahren! Ich kenne das Allein Sein all zu gut, im
wahrsten Sinne des Wortes!
Kaum ist unser erstes Kind zur Welt gekommen, fing mein Mann wieder beim Bund an. Von nun an
wer er nur noch am Wochenende zuhause. Auf einmal saß ich da, mit einem drei Monaten alten Baby
und einem Hund, in einem Haus, wo wir vor kurzem umgezogen waren! Ohne fremde Hilfe, ohne
Unterstützung, ohne Groß- oder Schwiegereltern, ohne Erfahrung, ganz allein. Ich konnte die
Einsamkeit wortwörtlich spüren. Ah, was habe ich mir gewünscht, dass meine Mama noch am Leben
wäre!! Nicht um mir mit Haushalt und Kind zu helfen, nein. Ich hätte nur ihre Schulter gebraucht, um
mich an ihr anzulehnen und mir den Leid aus der Seele auszuheulen. Ich hätte nur einen guten Rat
gebraucht!
Der Alltag einer Mutter ist ohnehin nicht leicht: er ist routiniert und monoton. Man kann sehr leicht in
einer Depression verfallen. Ich habe mich immer gefragt, wie haben es bloß unsere Mütter geschafft?
Und ich komme immer wieder zu der Erkenntnis: Sie waren nicht allein! Die Generationen haben
meistens zusammengelebt und sich gegenseitig unterstützt und geholfen. Sie waren für einander da.
Diese Einsamkeit und alles bewältigen zu müssen, hat mir leider sehr viel von der Freude an “Mama zu sein”
weggenommen. Es war schwierig und erdrückend, es hat sich teilweise wie Pflicht angefühlt, als wäre
ich bei der Arbeit und würde nur auf das Wochenende warten, damit ich ausatmen kann. Kaum war
Montag, habe ich mich schon nach den Freitag gesehnt, wenn mein Mann endlich nach Hause kommt! Ich
wollte keine Hilfe annehmen. Nicht weil ich sie nicht gebraucht hätte. Ich war so routiniert in meinem
Alltag und hielt alle meine Bälle in der Luft. Ich dachte fremde Einmischung würde mich nur noch mehr
belasten. Außerdem wollte ich selbst nicht jemandem ins Last fallen. Also habe ich weiter gemacht,
mich nicht großartig beschwert, alles in mir reingefressen und mich vernachlässigt. Bis ich mich selbst
vergessen habe und merkte, dass ich eine Grenze habe, welche schon längst überschritten worden
war! Es war ein ständiger Kampf mit mir selbst. Die Rettung war die Tagesmutter! Alles weitere ist
Geschichte…
Meine Geschichte geht an allen Müttern, die allein sind und keine Hilfe haben! Die in dieser
schwierigen Zeit der Isolation wegen Covid-19 auch keine Möglichkeit auf soziale Kontakte haben. Die
Mütter, die auch noch Home-Office mit Kindern machen müssen! Die haben auch Applaus
verdient! Denn es gibt nichts erdrückendes als die Einsamkeit…
Anmerkung der Redaktion:
Der Artikel wurde vor 3 Jahren verfasst.
Inzwischen bin ich Mutter von zwei Kinder und habe erfahren, dass ich Hochsensiebel bin.
Was wiederum ein ganz anderes Thema aufgerissen hat.
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